SUCHTMITTEL UND IHRE WIRKUNGSWEISE

Medikamente
Weltweit werden 205.000 verschiedene Medikamente angeboten. In Deutschland gibt es 22.000 verschiedene Medikamente, wobei Schmerzmittel zu den meistverkauften Arzneimitteln zählen. Im Folgenden werden Aufputschmittel, Schmerzmittel sowie Schlaf- und Beruhigungsmittel beschrieben.
Aufputschmittel
Die am häufigsten angewendeten Arzneimittel mit „anregender“ Wirkung (Aufputschmittel) enthalten die Wirkstoffe Ephedrin oder Methylphenidat (Handelsname: Ritalin).
Ephedrin stammt aus der Pflanze Ma Huang (Ephedra vulgaris) und wurde ursprünglich (um 1920) als krampflösendes Mittel gegen Asthma entdeckt. Doch bald darauf wurde bemerkt, dass das Medikament zudem einen anregenden, aufmunternden Effekt hat und bei hoher Dosierung sogar einen Rauschzustand hervorruft. Zudem wurde beobachtet, dass Ephedrin Appetit dämpfend wirkt und eine steigernde Wirkung auf das Selbstwertgefühl hat. Gleichzeitig wurden aber auch Nebenwirkungen wie Schweißausbrüche, Herzrhythmusstörungen, Zittern, Krämpfe und psychische Veränderungen beobachtet.
Vereinfacht ist die Wirkung von Ephedrin folgendermaßen zu erklären: Ephedrin verlängert die Reaktion der Nervenzellen, indem es verhindert, dass Neurotransmitter, wie Noradrenalin und Dopamin, zurück in die Zelle transportiert oder abgebaut werden. Solange die Neurotransmitter im synaptischen Spalt verbleiben, können sie an den Rezeptoren der postsynaptischen Zelle wirken. Da Noradrenalin stimulierend wirkt, also zum Beispiel die Herzfrequenz erhöht, hat Ephedrin bei hoher Dosis eine aufputschende Wirkung. Inzwischen wurden viele verschiedene ephedrinhaltige- oder ähnliche Medikamente mit speziellerer Wirkung entwickelt. Darunter sind verschiedene Medikamente gegen Husten und Schnupfen sowie Appetit dämpfende Medikamente.
Außerdem kam vor ca. 50 Jahren ein weiteres Aufputschmittel mit einem ähnlichen Wirkstoff (Methylphenidat) auf den Markt: Ritalin. Ritalin wird auch als Medikament bei der Therapie des ADHS-Syndroms eingesetzt. ADHS beschreibt eine Krankheit, die meist schon im Kindesalter auftritt und bei der die betroffene Person unter Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwierigkeiten und manchmal auch unter Hyperaktivität leidet.
Bei ADHS-Patient:innen ist die Konzentration des Neurotransmitters Dopamin reduziert. Ritalin ermöglicht, dass das von den Nervenzellen ausgeschüttete Dopamin länger wirken kann. Dadurch funktioniert die Informationsübertragung zwischen den Nervenzellen, die bei ADHS Patient:innen durch den Dopaminmangel gestört ist, wieder besser. Folglich können sie sich besser konzentrieren und sind aufmerksamer.
Es kann jedoch auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch von Ritalin zu verschiedenen Nebenwirkungen kommen.
Häufig treten Schlafstörungen und Nervosität auf und die Aggressionsschwelle der betroffenen Person kann herabgesetzt sein. Allerdings können diese Symptome oft durch eine Dosisänderung verbessert werden. Patient:innen klagen außerdem oft über weniger Appetit und Magenbeschwerden. In Absprache mit dem Arzt oder der Ärztin wird dann meist die Tageszeit, an dem das Medikament eingenommen wird, verändert. Außerdem können sich der Blutdruck und der Pulsschlag durch das Medikament verändert meist erhöht sich beides. Unter professioneller ärztlicher Betreuung sind bisher keine Fälle bekannt, bei denen Ritalin zur Abhängigkeit führte. Wegen der „aufhellenden Wirkung“ von Medikamenten wie Ephedrin und Ritalin werden diese oft als Rauschmittel ausgenutzt. Der Rauschzustand ist mit dem von Speed zu vergleichen. Bei hoher Dosis sind die Nebenwirkungen gravierend: Es kann zu Herzrhythmusstörungen, Krampfanfällen und Wahnvorstellungen kommen. Häufig treten nach einer sehr aufmunternden und angeregten Stimmung depressive Phasen auf. Bei süchtigen Menschen können Depressionen auch als Entzugssymptom auftreten.
Hoch dosierte ephedrinhaltige Medikamente, wie zum Beispiel die Appetitdämpfer und Ritalin, stehen besonders unter dem Verdacht, eine psychische und eventuell auch körperliche Abhängigkeit hervorrufen zu können und fallen deshalb schon lange unter die rezeptpflichtigen Medikamente. Da jedoch auch geringer dosierte ephedrinhaltige Medikamente immer häufiger zur Herstellung von Rauschmitteln genutzt werden, trat 2006 ein neues, verschärftes Gesetz zum Handel mit Ephedrin ein. Unter anderem sind nun alle ephedrinhaltigen Medikamente rezeptpflichtig.
Schmerzmittel
Der Schmerzmittelverbrauch in der ganzen Welt ist unvorstellbar groß. Allein in Deutschland werden pro Jahr ungefähr 180 Millionen Packungen Schmerzmittel von Ärzt:innen verschrieben. Viele Schmerzmittel sind aber auch rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.
Schmerzmittel werden zur Schmerzlinderung, Fiebersenkung oder auch gegen rheumatische Erkrankungen eingesetzt. Paracetamol oder Acetylsalicylsäure sind zum Beispiel häufig gebrauchte Schmerzmittel gegen Kopfschmerzen. Die unterschiedlichen Schmerzmittel unterscheiden sich stark in ihrer Wirkungsstärke und in ihrem Wirkungsort. Die seltene und richtig dosierte Einnahme von Schmerzmitteln, vor allem der Mittel, die rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind, ist normalerweise ungefährlich.
Nimmt man ein Schmerzmittel jedoch regelmäßig über einen längeren Zeitraum und/oder hoch dosiert ein, kann dies zur seelischen und in einigen Fällen auch zur körperlichen Abhängigkeit führen. Die Einnahme von Schmerzmitteln, auch von rezeptfreien Mitteln, sollte daher kontrolliert und bei regelmäßiger Einnahme unter ärztlicher Kontrolle erfolgen. Starke Schmerzmittel dürfen allgemein nur unter ärztlicher Aufsicht genommen werden.
Morphin zum Beispiel, ein sehr starkes Schmerzmittel, das zu den Opiaten zählt, kann relativ schnell zur körperlichen und seelischen Abhängigkeit führen und wird daher nur unter ärztlicher Betreuung bei Patient:innen mit sehr starken Schmerzen und meist für sehr kurze Zeit eingesetzt.
Schlaf- und Beruhigungsmittel
Diese Medikamente nennt man auch „Benzodiazepine“ (oder „Tranquilizer“). Benzodiazepine (z.B. Valium) werden sehr häufig als Beruhigungsmittel bei innerlicher Unruhe, Angstzuständen oder krankhaften Erregungszuständen von Ärzt:innen verschrieben.
Außerdem kommen Benzodiazepine auch als Beruhigungsmittel vor Operationen, bei epileptischen Anfällen oder bei Fieberkrämpfen zum Einsatz.
Insgesamt haben Benzodiazepine eine beruhigende, angstlösende Wirkung. Dieser Effekt ist dadurch zu erklären, dass Benzodiazepine die Wirkung von GABA im Gehirn verstärken. GABA ist ein hemmend wirkender Neurotransmitter. Wenn die Wirkung von GABA nun durch Benzodiazepine verstärkt wird, hat das zur Folge, dass die Nervenzellen weniger schnell erregt werden. Dies erklärt die beruhigende, dämpfende Wirkung von Benzodiazepinen.
Gleichzeitig kann es aber auch zu starken Nebenwirkungen, wie Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten oder auch Verdauungs- und Menstruationsproblemen, kommen. Eine längere Anwendung kann außerdem zu Wahnvorstellungen, unkontrollierten Wutausbrüchen oder auch Sprach-, Seh- oder Bewegungsstörungen führen. Auf Grund der starken Nebenwirkungen werden Benzodiazepine nur in seltenen Fällen jungen Menschen verschrieben. In der Schwangerschaft sollten sie gar nicht genommen werden.
Gefährlich ist auch die gleichzeitige Einnahme von Benzodiazepinen und Alkohol, da es dann zum Herz- oder Atemstillstand kommen kann.
Außerdem kann die Einnahme von Benzodiazepinen schon nach kurzer Zeit zur psychischen und körperlichen Abhängigkeit führen. Eine Abhängigkeit macht sich durch Symptome, wie Kopfschmerzen, Unruhe, Angst und Gereiztheit bemerkbar, die verschwinden, wenn das Medikament wieder eingenommen wird. Die Gefahr einer Abhängigkeit ist auch deshalb sehr hoch, da sich der Körper schnell an den Wirkstoff gewöhnt und dadurch eine immer höhere Dosis benötigt, um den gewünschten Zustand zu erreichen.
Quellen:
Sucht
Deine Situation
- Gefühlschaos
- Was du tun kannst
- Auch das noch
- Deine Rechte
Infos zu Sucht
- Wann ist jemand süchtig
- Warum wird jemand süchtig
- Suchtmittel und ihre Wirkungsweise
- Wer hilft deinem Vater oder deiner Mutter
Pepe-Kids
- Worum geht es bei Pepe-Kids?
- Die (qualifizierte) Entzugsbehandlung
- Wie geht es danach weiter?
- Betrifft der Entzug auch Dich?
- Hier dreht sich alles um Dich!
- Nimmst Du selbst Drogen oder trinkst Alkohol?
- Pepes Tipps
Literatur
Links