GEWALTFORMEN
Körperliche Gewalt
Von körperlicher Gewalt spricht man, wenn Kinder oder Erwachsene körperlich verletzt werden. Dies kann durch Prügel, Schlagen mit Gegenständen, Treten, Boxen, Schütteln oder gegen die Wand werfen passieren. In ganz schlimmen Fällen ist es sogar so, dass Menschen durch Stichverletzungen, Würgen, Vergiftungen, Verbrühungen und Unterkühlungen verletzt werden.
Sexualisierte Gewalt
Von sexualisierter Gewalt spricht man, wenn eine Person gezwungen oder manipuliert wird, Dinge zu tun, um eine andere Person sexuell zu befriedigen und um ihr ein Machtgefühl zu verleihen.
In der breiten Öffentlichkeit wird meist nicht von sexualisierter Gewalt gesprochen, sondern der Begriff "sexueller Missbrauch" genutzt. Auch im Strafgesetzbuch wird dieser Begriff verwendet. Hier sind mit "sexuellem Missbrauch" aber nur die strafbaren Formen von sexualisierter Gewalt gemeint.
Durch den Begriff sexualisierte Gewalt wollen Fachleute und Wissenschaftler deutlich machen, dass bei den Taten Sexualität genutzt wird, um Gewalt auszuüben.
Weitere Informationen über sexualisierte Gewalt und darüber, was du tun kannst, findest du hier.
Seelische Gewalt
Man spricht von seelischer Gewalt, wenn der Betroffene durch eine andere Person zum Beispiel durch Demütigungen, Beschimpfungen oder Drohungen immer wieder verletzt wird. Diese hinterlassen dann zwar keine körperlichen, dafür aber seelische Narben. Seelische Gewalt tut genauso oder manchmal viel mehr weh als Schläge. Die Erfahrungen bleiben ein Leben lang in Erinnerung.
Es tut weh, wenn ein Streit mit den Eltern immer wieder in Wutausbrüchen endet, wenn man von seinen Eltern gedemütigt, verspottet oder respektlos und minderwertig behandelt wird. Wenn Kinder und Jugendliche von ihren Eltern bedroht, allein gelassen, ständig bestraft oder eingeschüchtert werden, indem sie in den Keller oder in einen anderen abgetrennten Raum eingesperrt werden, ist das ebenso eine Form der seelischen Gewalt. Manche Kinder und Jugendliche haben das Gefühl, von ihren Eltern abgelehnt zu werden. Das heißt, die Eltern vermitteln ihnen, dass es ihnen egal ist, ob sie existieren oder nicht.
Einige Eltern machen ihren Kindern Versprechen, die sie nicht halten können und enttäuschen sie so immer wieder. Doch auch ständig überfordert zu werden oder mit Liebesentzug bestraft zu werden, immer um die Liebe kämpfen und sich diese verdienen zu müssen, tut sehr weh und überfordert.
Manchmal verlangen Eltern von ihren Kindern, dass sie den Streit zwischen ihren Eltern schlichten oder dass sie sich entscheiden, für wen sie Partei ergreifen, für den Vater oder die Mutter. Sie sollen in der Familie Aufpasser, Tröster und Gesprächspartner sein. Diese Rolle überfordert viele Kinder und Jugendliche, vor allem weil sie oft nicht wissen, wie sie sich entscheiden sollen, weil sie keinen der Elternteile verletzen möchten.
Vernachlässigung
Wenn Eltern nicht richtig für ihre Kinder sorgen oder gar nicht für sie da sind, nennt man das Vernachlässigung. Es liegt in der Verantwortung der Eltern, dafür zu sorgen, dass ihr Kind genug Nahrung bekommt und vor Gefahren wie Verletzungen und Unfällen bewahrt wird. Werden Kinder krank, müssen die Eltern sich um sie kümmern und falls erforderlich mit ihnen zum Arzt gehen. Wenn Eltern damit überfordert sind, für ihr Kind zu sorgen, gibt es Möglichkeiten, professionelle Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen (z. B. bei einer Familienberatungsstelle oder beim Jugendamt). Tun sie das nicht, vernachlässigen sie ihr Kind und schaden ihm damit!
Beobachten von Gewalt
Das Beobachten von körperlicher Gewalt kann sehr belastend sein: viele Kinder und Jugendliche sind nicht selbst Opfer von körperlicher Gewalt oder sexuellem Missbrauch. Sie sind anders betroffen: sie müssen beobachten, wie einem anderen Familienmitglied Gewalt widerfährt. Wenn Kinder und Jugendliche zum Beispiel beobachten, wie ihre Mutter vom Vater geschlagen wird, löst das große Angst und Hilflosigkeit aus. In vielen Fällen haben die Kinder und Jugendlichen Angst, dazwischen zu gehen, weil sie damit riskieren, selbst verletzt zu werden. Gleichzeitig wollen sie dem Opfer aber helfen. Oftmals wird ihnen verboten, mit jemandem darüber zu sprechen. Kinder und Jugendliche, denen es so ergeht, trauen sich oft gar nicht mehr aus dem Haus oder sie können nachts nicht einschlafen, weil ihre Gedanken immer darum kreisen, dass sie der betroffenen Person helfen wollen.
Kinder und Jugendliche, die Zeugen von Gewalt werden, leiden sehr unter dem, was sie gesehen und gehört haben. Das Beobachten und Miterleben von Gewalt ist eine Form der "seelischen Gewalt".