AUCH DAS NOCH!

Auch das noch!
Sucht und Gewalt
Kinder von suchtkranken Eltern sind häufig auch von seelischer und/oder körperlicher Gewalt betroffen.
Körperliche Gewalt in Familien tritt häufig dann auf, wenn die gewalttätige Person Alkohol oder Drogen zu sich genommen hat. Der Einfluss dieser Mittel setzt Hemmschwellen herab - das kann aggressives Verhalten oder Übergriffe begünstigen. Die betroffene Person fühlt sich möglicherweise auch schneller angegriffen und provoziert. Sie kann Situationen häufig nicht mehr richtig einordnen, ihr Verhalten nicht mehr gut kontrollieren und wird für sich und andere Menschen unberechenbar.
Selbst wenn Gewalt regelmäßig innerhalb der Familie auftritt, wird das nur selten bei der Polizei angezeigt: Oft schämen sich die Familienmitglieder für die Sucht- und Gewaltproblematik in ihrer Familie oder sie haben Angst vor der Reaktion des gewalttätigen Familienmitglieds. Aus diesemm Grund werden sehr viele Gewalttaten gar nicht erst bekannt und der Schein, dass alles in Ordnung sei, wird gewahrt. Deshalb kann auch von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden. Das bedeutet, dass tatsächlich mehr Menschen betroffen sind, als aus polizeilichen Statistiken hervorgeht.
Familien können nur dann Unterstützung erhalten, wenn über die Familiensituation gesprochen wird und die Familie Hilfe holt und zulässt. Um das Sprechen zu erleichtern gibt es Möglichkeiten, sich zunächst anonym beraten zu lassen.
Sucht als Folge von Gewalt
Eine Suchterkrankung kann auch eine Folge von Gewalt sein. Viele Menschen, denen seelische oder körperliche Gewalt angetan wurde, suchen Zuflucht in der Wirkung von Drogen oder Alkohol, um ihre belastenden Gefühle, wie z.B. Angst, Scham, Traurigkeit und Unsicherheit zu unterdrücken und für eine bestimmte Zeit nicht mehr spüren zu müssen. Es kann eine Abhängigkeit entstehen und die Menschen werden suchtkrank. Durch die Einnahme von Drogen oder Alkohol besteht zusätzlich Gefahr, dass betroffene Menschen immer wieder Opfer von Gewalt werden, da sie ihre Grenzen nicht mehr richtig einschätzen und sich nicht mehr gegen andere wehren können.
Die psychische Belastung durch die Gewalterfahrungen können also durch den Griff zur Droge oder zum Alkohol nicht langfristig gelöst werden, sondern verschlimmern sich noch.
Es ist es wichtig, einen gesunden Weg zu finden, mit Problemen, Ängsten und schlimmen Erlebnissen umzugehen. Deshalb sollten sich betroffene Menschen Hilfe suchen, z.B. bei Sozialarbeiter:innen in Beratungsstellen, bei Psychotherapeut:innen oder Ärzt:innen.
Trennung der Eltern
Genauso wie dich die Sucht belastet, so belastet die Sucht auch die Beziehung deiner Eltern. Oft sind die Probleme so groß und das Vertrauen zwischen deinen Eltern so gestört, dass eine Trennung oder Scheidung des Elternpaars im Raum steht. Für die Kinder ist diese Lösungsmöglichkeit meist nur sehr schwer zu verstehen und zu akzeptieren. Gefühle von Wut, Trauer, Angst und Hilflosigkeit werden ausgelöst. Dazu ist eine Trennung häufig mit vielen Unsicherheiten und Veränderungen verbunden. So ändert sich zum Beispiel der Wohnort für ein oder mehrere Familienmitglieder und es braucht viel Zeit und Zuversicht, dass sich die Veränderung irgendwann setzt und okay anfühlt. Beratungsstellen oder Psychotherapien können betroffenen Kinder, Jugendlichen und ihren Eltern in dieser herausfordernden Zeit zur Seite stehen.
Es ist weniger Geld zur Verfügung
Dein Vater oder deine Mutter hat aufgrund der Suchterkrankung vielleicht seine Arbeitsstelle verloren. Oder ein Elternteil muss sich um den erkrankten Partner und um den Haushalt und die Erziehung kümmern, gerät in eine Überbelastung und kann deshalb auch nicht mehr so viel arbeiten. Möglicherweise gerät die Familie folglich in eine schwierige finanzielle Situation. Sie hat dann weniger Geld zur Verfügung und ist auf die Unterstützung durch den Staat angewiesen. Trotzdem ist das Geld viel knapper und man muss mit Verzicht und Veränderungen zurecht kommen, weil man sich weniger leisten kann. Das kann schwierig sein. Auch hier kann eine Beratung gut tun.
Keine Krankheitseinsicht
Eine Sucht führt häufig dazu, dass die Betroffenen selbst nicht merken oder einsehen, dass sie eine Erkrankung entwickelt haben. Das kann unter Anderem an einer Gewöhnung und Abhängigkeit liegen: Wenn Betroffene nicht sehen, dass sie krank sind, dann sehen sie auch keinen Grund aufzuhören und konsumieren weiter ihr Suchtmittel und bleiben abhängig. Dieses Problem führt dazu, dass sich Betroffene keine Hilfe suchen. Damit leiden Betroffene und die ihnen nahestehenden Personen weiter, die Auswirkungen der Erkrankungen werden größer und der Zustand der Familie verschlechtert sich zunehmend. Wie diese Teufelskreise zu durchbrechen sind, kann zum Beispiel in einer persönlichen Beratung besprochen und entwickelt werden. Es gibt immer Lösungs- und Veränderungsmöglichkeiten!
Vorurteile und Unwissenheit
Da viele Menschen nicht wissen, was eine Suchterkrankung genau ist, denken (und reden) sie manchmal auch negativ darüber und verbreiten Vorurteile. In der Folge meiden manche Menschen das Thema Sucht und nehmen Abstand. Betroffene ziehen sich zurück und holen sich keine Hilfe. Wer informiert ist, kann Vorurteilen Wissen entgegensetzen. Ängste und Unsicherheiten können sich lösen. In einer persönlichen Beratung können individuelle Fragen in einem Gespräch geklärt werden. Das ist manchmal etwas leichter, als eine eigene Recherche.
Das Familiengeheimnis
Über die Situation zu Hause können viele betroffene Kinder und Jugendliche nicht offen reden, da das Familiengeheimnis bewahrt werden soll und niemand außerhalb der Familie etwas mitbekommen darf. Die Scham und die Angst vor Ablehnung ist in der Regel sehr groß. Das Wissen um eine große Zahl anderer betroffener Familien und die Möglichkeit zunächst anonym über die Situation sprechen zu können, ermöglicht es, den unangenehmen Gedanken und Gefühlen Platz zum machen, ohne das Geheimnis gleich lüften zu müssen.
Psychische Erkrankungen
Es gibt viele Kinder und Jugendliche, die die Situation zu Hause so stark belastet, dass sie selbst psychisch erkranken. Die Erkrankung ist eine Reaktion auf die große Belastung und anhaltend schwierige Situation in ihrer Familie.
Manchmal ist die Belastung in Familien so groß, dass zum Beispiel suizidale (lebensmüde) Gedanken aufkommen. Für betroffene junge Menschen erscheint ein Selbstmord als der vielleicht einzige Ausweg aus der schwierigen Situation. Das Leben ist für sie, so wie es ist, nicht mehr auszuhalten.
Ein Selbstmordversuch kann als Hilferuf verstanden werden, der auf anhaltende Probleme und eine ausweglos scheinende Situation hinweist.
Auch nicht-suizidale selbstverletzende Verhaltensweisen können eine Reaktion auf Probleme in der Familie darstellen. Betroffene suchen in der Selbstverletzung einen Weg, auf ihre unaushaltbaren Emotionen oder auch auf eine entstandene Gefühlslosigkeit zu reagieren.
Weitere und vielfältige Symptome und Krankheitsbilder können sich in suchtbelasteten Familien entwickeln, wenn die Situation nicht bearbeitet wird.
Falls eine ähnliche Beschreibung auch auf dich zutrifft, ist es wichtig, dass du damit nicht allein bleibst und dir Hilfe suchst! Wir können auch gemeinsam schauen, was hilft: Schreib uns in der Online-Beratung. Wir sind für dich da!