WAS DU TUN KANNST

Was du tun kannst

Es gibt viele Möglichkeiten aktiv zu werden, wenn du von sexualisierter Gewalt betroffen bist oder du dich davor schützen möchtest. Es gibt Strategien, die du ohne die Unterstützung durch andere für dich ausprobieren kannst und es gibt die Möglichkeit, andere Menschen um Rat zu fragen und sich Hilfe zu suchen.

Eigene Strategien

Gefühlschaos verstehen!

Fühlt sich etwas komisch an? Es kann helfen genau hinzuspüren: Vielleicht ist dir das, was passiert ist, total unangenehm? Du bist dir unsicher, ob du mit jemandem darüber reden darfst? Du bist traurig und wütend und fragst dich, warum ausgerechnet dir das passiert ist? Du hast Angst, dass so etwas nochmal passiert? Und dann sind da vielleicht noch Schuldgefühle… Kennst du dieses Gefühlschaos? Scham, Schuld, Angst, Trauer, Wut… Die verschiedenen Gefühle zu benennen, zu sortieren und zu verstehen kann entlasten. Hier findest du weiterführende Informationen.

Sag "NEIN"!

Wenn du in eine Situation gerätst, in der du dich unwohl fühlst, vertraue diesem Gefühl: Du musst diese Situation niemals aushalten! Du darfst zu jedem Zeitpunkt “Nein!” sagen: „Nein! Das will ich nicht! – Nein! Das darfst du nicht! – Nein! Das will ich nicht sehen! – Nein! Das mache ich nicht! – Nein! Ich will kein Geheimnis mit dir! Persönliche Grenzen sind nicht verhandelbar.

Notfallplan schmieden!

Du möchtest dich vor sexualisierten Grenzverletzungen schützen? Schmiede einen Notfallplan. Folgende W-Fragen kannst du dir merken:  

1. WAS? - Was passiert gerade? Werden deine Grenzen überschritten? Fühlst du dich unwohl? Sag “Nein!”. 

2. WO? - Wo kannst du hingehen? Verlass den Ort, an dem du dich unwohl fühlst. Gibt es einen Ort, den du magst und wo du dich sicher fühlst?   

3. WER? – An welche Person kannst du dich im Notfall wenden? Schreib dir ihre Kontaktdaten auf oder lerne sie auswendig.

Bescheid wissen!

Es ist hilfreich, sich mit dem Thema sexualisierte Gewalt auszukennen. Wenn du weißt, was zu sexualisierter Gewalt zählt, wie Täter:innen vorgehen und was dagegen helfen kann, kannst du dich und andere besser schützen. Erste Informationen findest du zum Beispiel hier.

Auszeit nehmen!

Sexualisierte Gewalt ist belastend. Deshalb ist es wichtig gut für sich zu sorgen und Dinge zu tun, die eine Auszeit von den schweren Gefühlen schaffen: Was tut dir gut? Was macht dir Spaß?  Mit wem verbringst du gerne Zeit? Gibt es einen Ort, an dem du dich besonders wohlfühlst? Vielleicht magst du diese Dinge aufschreiben und künstlerisch gestalten?

 

Du bist nicht allein!

Vertrauenspersonen

Viele betroffene junge Menschen vertrauen sich Freund:innen an. Das ist gut und wichtig! Zusätzlich raten wir, auch mit einer erwachsenen Person zusprechen und weitere Unterstützung zu suchen. Vielleicht hast du eine:n Lehrer:in, den*/die* du gerne magst? Vielleicht gibt es eine Mutter oder einen Vater aus dem Bekanntenkreis oder jemanden aus deiner Nachbarschaft, dem*/der* du vertraust? Du bist dir unsicher, wem du vertrauen kannst? In der Online Beratung können wir gemeinsam überlegen, wen du in deinem Umfeld ansprechen kannst.

Beratungsstellen

In einer digitalen Beratungsstelle wie KidKit kannst du dich kostenlos über dein Smartphone beraten lassen. In Beratungsstellen vor Ort kannst du dich mit Fachleuten in deiner Nähe austauschen. Manche Beratungsstellen bieten analoge und digitale Beratung an. Berater und Beraterinnen haben die Pflicht, mit dem, was du erzählst, vertraulich umzugehen. Ihre Aufgabe ist es, gemeinsam mit dir Ideen zu sammeln und Lösungen zu entwickeln. Im Fokus steht das, was dir guttut, was du dir wünschst und was du ausprobieren möchtest!

Psychotherapie

Psychotherapie ist eine Möglichkeit, in einem geschützten Rahmen über Erfahrungen, Gedanken und Gefühle zu sprechen. Psychotherapeut:innen unterliegen der Schweigepflicht. Viele Menschen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben, nutzen im Laufe ihres Lebens eine Psychotherapie, um die belastenden Erfahrungen besser verarbeiten zu können. Psychotherapeut:innen helfen dabei, psychischen Druck zu lindern, indem sie zuhören und da sind. Sie unterstützen dabei, Gefühle zu sortieren und nachzuvollziehen, unangenehme Gedanken und Flashbacks besser verstehen und einordnen zu können. Gemeinsam mit dir erkunden sie Wege, was hilft. Eine psychotherapeutische Behandlung wird von der Krankenkasse bezahlt. Weitere Fragen kannst du in unserer Online-Beratung stellen.

Notunterkünfte

Wenn junge Menschen sexualisierte Gewalt in ihrem Zuhause erleben, befinden sie sich in einer schwierigen Lage. Vielleicht entscheidet sich eine betroffene Person zum Beispiel dafür, ihr Zuhause zu verlassen, weiß aber nicht wohin sie gehen soll. Eine Notunterkunft bietet Schutz und etwas Zeit, über neue Perspektiven nachzudenken. Auch arbeiten dort Sozialarbeiter:innen, die wissen, wo weiterführende Hilfe zu finden ist.
Das Jugendamt in deiner Stadt oder deinem Landkreis kann dich in diesem Fall beraten und in Notunterkünfte oder Wohngruppen vermitteln. Jedes Jugendamt hat einen Notdienst, der 24 Stunden, 7 Tage die Woche besetzt ist.
Manche Notunterkünfte bieten jungen Menschen unter 18 Jahren anonym einen Schlafplatz für bis zu drei Nächten. Schreib uns in der Online-Beratung: Gemeinsam können wir nach einer geeigneten Stelle für dich suchen.

Sexuelle Bildung

Sexuelle Bildung ermöglicht jungen Menschen sich mit den Themen Sexualität, zwischenmenschliche Beziehungen, Liebe, Lust und Grenzen auseinanderzusetzen. Sexualisierte Gewalt ist eine schwere Grenzverletzung. Daher gehört auch das Thema Sexualisierte Gewalt in den Bildungsbereich: Sexuelle Bildung. Es gibt Fachleute, die sich mit sexueller Bildung besonders gut auskennen und Workshops für junge Menschen in Schulen, Jugendzentren oder Vereinen anbieten. Vielleicht kannst du deine Lehrerin oder deinen Lehrer oder (Schul-)Sozialarbeiter:innen darum bitten, solche Menschen in deine Klasse einzuladen.

Strafanzeige

Die Polizei hat die Aufgabe, Menschen vor Straftaten zu schützen. Sexualisierte Gewalt ist strafbar. Wenn du betroffen bist, kannst du zur Polizei gehen und den Täter oder die Täterin anzeigen. Auch hilft dir die Polizei in unmittelbaren Gefahrensituationen und bietet Schutz.
Dennoch ist es wichtig zu wissen, dass die Polizei eine Ermittlungspflicht hat, sobald sie von einer Straftat erfährt. Das bedeutet, dass sie im Falle einer Anzeige ermitteln muss. Eine Anzeige kann nicht mehr zurückgezogen werden. Über Gewalterfahrungen zu sprechen kann belastend sein. Deshalb empfinden es viele betroffene Menschen als hilfreich, sich vor einer Anzeige über die Abläufe der Ermittlungsverfahren gut zu informieren und sich dabei Unterstützung von Vertrauenspersonen oder Fachleuten in Beratungsstellen zu suchen. Hier  findest du mehr Informationen zum Thema Strafanzeige von der Beratungsstelle Zartbitter Köln e.V.!

Anonyme Spurensicherung

Die Anonyme Spurensicherung ist eine Möglichkeit, von einem Arzt oder einer Ärztin Spuren von sexualisierter Gewalt an deinem Körper möglichst kurz nach einem Übergriff zu suchen und zu sichern. Diese Spuren, z.B. an der Kleidung oder am Körper der betroffenen Person werden dann über einen langen Zeitraum aufbewahrt. Das gibt betroffenen Menschen Zeit zu überlegen, wie es weitergehen soll: Ob sie zum Beispiel eine Anzeige erstatten oder erstmal andere Unterstützung erfahren möchten. Schreib uns, wenn du hierzu Fragen hast!

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