BULIMIA NERVOSA
Bulimia Nervosa
(Bulimie oder Ess-Brech-Sucht)
Was ist Bulimie?
Bei der Bulimie (auch Ess-Brech-Sucht) ist der Betroffene meist normalgewichtig, hat aber panische Angst vor einer Gewichtszunahme, vor dem „Dickwerden“. Er greift deshalb zu ungesunden Gegenmaßnahmen wie Erbrechen, exzessivem Sport oder Abführmitteln. Dadurch gerät der Körper in einen Mangelzustand, was wiederum dazu führt, dass bei den so genannten Essattacken große Mengen an Nahrung verschlungen werden. Neben diesen heißhungerbedingten Essattacken kann es auch zu stressbedingten Attacken kommen. Die Momente des Überessens und des Erbrechens empfindet der Betroffene oft als „entspannend“.
Im ICD-10 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden folgende Kriterien für eine Ess-Brech-Sucht festgelegt. Wenn die folgenden Merkmale auf eine Person zutreffen, muss man von der Diagnose „Bulimia Nervosa“ sprechen.
- Der Betroffene beschäftigt sich andauernd mit dem Essen, er hat eine unwiderstehliche Gier nach Nahrungsmitteln.
- Es kommt zu Essattacken, bei denen in kurzer Zeit sehr große Mengen an Nahrung gegessen (verschlungen) werden.
- Der Betroffene unternimmt Versuche, mit denen er dem dick machenden Effekt der Nahrung entgegensteuert, u. a. kommt es zu selbst herbeigeführtem Erbrechen, Missbrauch von Abführmitteln, Hungerphasen, Einnahme von Appetitzüglern, Schilddrüsenpräparaten oder Entwässerungstabletten.
- Es besteht eine krankhafte Angst vor dem „Dickwerden“.
- Wenn der Betroffene an Diabetes erkrankt ist, kann es sein, dass er seine lebensnotwendige Insulinbehandlung vernachlässigt.
Körperliche Folgeschäden
Die Ess-Brech-Sucht kann bei einem längerfristigen Krankheitsverlauf zu Störungen des Elektrolyt-Stoffwechsels, zu Entzündungen der Speiseröhre, zu Zahnschäden sowie zu Mangelerscheinungen des Körpers führen. Da durch einen gestörten Elektrolythaushalt das Herz angegriffen wird, kann es im schlimmsten Falle sogar zu Herzversagen und somit zum Tod kommen.
Eine große Gefahr besteht vor allem dann, wenn der Betroffene neben der Bulimie gleichzeitig an Untergewicht leidet. Wie stark körperliche Folgeschäden ausgeprägt sind, hängt meist davon ab, wie der Betroffene versucht, seine Essanfälle rückgängig zu machen. Wenn er z. B. nach jeder Essattacke erbricht, hat dies andere Folgen, als wenn er Abführmittel zu sich nimmt. Durch regelmäßiges Erbrechen kommt es zu extremen Schädigungen des Zahnschmelzes und der Zähne selbst, was letztendlich zum vollständigen Verlust der Zähne führen kann. Die Einnahme von Abführmitteln führt dazu, dass der Darm träge wird und nicht mehr selbständig arbeitet. In gravierenden Fällen kann es schließlich auch zu Herzrhythmusstörungen und Kreislaufproblemen kommen. Lebensgefährlich können so genannte Elektrolytentgleisungen (Kalium- und/oder Magnesium- mangel) sein. Auch die Nieren können stark geschädigt werden. Bei Mädchen und Frauen kann die Menstruation ausbleiben. Zudem können Schlafstörungen auftreten, Haarausfall und Konzentrationsstörungen sind ebenfalls nicht selten.
Seelische Folgen
Der Betroffene besitzt meist ein stark aus- geprägtes „Ambivalenzverhalten“. Einerseits weiß er, dass er sich mit seinem Verhalten schädigt, andererseits ist die panische Angst vor einer Gewichtszunahme aber so groß, dass er nicht mit dem Erbrechen aufhören kann.
Als typische Merkmale der bulimischen Persönlichkeit kann man folgende Eigenschaften benennen: Ein ausgeprägter Perfektionismus, das ständige Abwerten der eigenen Person (d.h. sich schlecht machen) sowie auch anderer Menschen, Selbsthass und Depressionen. Der Betroffene versucht, seine Essstörung nach außen, vor Freunden und der Familie geheim zu halten. Manchmal gelingt es ihm tatsächlich über viele Jahre, selbst den engsten Familienmitgliedern etwas vorzuspielen.
Der Betroffene ist immer darum bemüht, eine „gesunde“ Fassade seiner Person aufrecht zu halten und nach außen ganz normal zu wirken. In seinem Inneren kommt es aber gleichzeitig zu starken Scham- und Schuldgefühlen, er zieht sich deshalb mit der Zeit immer mehr aus seinem sozialen Umfeld zurück.
Welche Hilfsangebote gibt es?
Die Bulimie wird ebenso wie die Magersucht mit Unterstützung einer psychotherapeutischen Maßnahme behandelt. In therapeutischen Einzelgesprächen wird nach den eigentlichen Ursachen der Erkrankung gesucht. Daneben sollten aber auch verschiedene Strategien zur Bewältigung der aktuellen Probleme entwickelt werden. Außerdem ist es ein Ziel der Behandlung, dass der Betroffene wieder ein normales Essverhaltens erlernt sowie eine gesunde Haltung gegenüber Nahrungsmitteln entwickelt.
Ein weiteres Ziel ist die Verbesserung der persönlichen Einstellung zum eigenen Körper (d.h. den eigenen Körper wieder mögen können). Auch die Aufnahme oder Wiederherstellung sozialer Kontakte und das eventuell notwendige (Wieder)erlernen sozialer Kompetenzen sind wichtige Bausteine innerhalb der Therapie.
Neuere wissenschaftliche Studien zeigen, dass man Bulimie auch mit Hilfe von Medikamenten (in dem Falle Antidepressiva) behandeln kann. Diese Form der Therapie sollte allerdings immer gemeinsam mit psychotherapeutischen Gesprächen erfolgen. Die Antidepressiva allein würden die Bulimie nämlich nur für die Zeit der Einnahme zurückhalten, nicht aber die Ursachen der Erkrankung behandeln. Nach dem Absetzen der Medikamente wäre die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass es zu einem Rückfall kommt und die Bulimie weiter fortschreiten kann.
Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bulimie [Stand: 3.12.2013]
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