WAS DU TUN KANNST

Was du tun kannst
Einige Ideen, die dir helfen können:
Such dir Verbündete!
Wenn ein Familienmitglied psychisch krank ist, ändert sich für jeden in der Familie etwas. Oft wird nicht darüber gesprochen, dass etwas nicht stimmt. Es ensteht vielleicht das Gefühl, dass man lieber nicht darüber reden sollte, was man fühlt und welche Ängste man hat, um nicht noch mehr ins wanken zu bringen.
Sich jemandem anzuvertrauen, um das loszuwerden, was einen so sehr beschäftigt und belastet ist aber meist der erste Schritt Veränderungen anzustoßen. Andere an deinen Gefühlen teilhaben zu lassen heißt nicht, dass du deine Familie hintergehst! Im Gegenteil, es zeigt, dass du dich sorgst und dir deine Familie wichtig ist. Wenn es keiner aus deiner Familie ist, dem du von deinen Sorgen erzählen kannst, dann gibt es vielleicht einen guten Freund oder eine Freundin? Vielleicht auch jemanden aus deiner Verwandtschaft oder eine Nachbarin oder einen Lehrer?
Du hast keinen Grund, dich für die psychische Erkrankung deiner Eltern zu schämen. Du wirst feststellen, dass andere Menschen auch Probleme bewältigen müssen, vielleicht sogar ähnliche. Sich gegenseitig zuzuhören, sich zu unterstützen und gemeinsam Ideen zu sammeln kann die Situation für alle erleichtern.
Hol dir Hilfe, wenn du sie brauchst!
Es ist wichtig, dass du dir Hilfe suchst, wenn dich deine derzeitige Situation oder auch Dinge aus der Vergangenheit belasten. Hör dabei auf dein Gefühl und sprich mit Leuten, denen du vertraust!
Auch in deiner Umgebung gibt es Fachstellen (Familienberatungsstellen, Kinder- und Jugendberatungsstellen, das Jugendamt oder sozialpsychiatrische Zentren), in denen Fachleute arbeiten, mit denen du gut sprechen kannst und die dir und deinen Eltern helfen können. Du könntest auch gemeinsam mit einem guten Freund zu solch einer Fachstelle gehen. Vielleicht gibt dir das mehr Sicherheit
Falls du nicht direkt mit jemandem sprechen möchtest, kannst du auch in der Mail-Beratung schreiben. Oder schau auf unserer Pinnwand oder in unserem Gruppen-Chat vorbei, da kannst du dich mit anderen austauschen und manchmal bekommt man da gute Tipps von Menschen, die ganz ähnliche Probleme zuhause haben.
Lass es dir gut gehen!
Es ist manchmal schwer, fröhlich zu sein, wenn einen die Familiensituation so sehr belastet. Auch wenn es deinem Vater oder deiner Mutter nicht so gut geht, muss das bei dir nicht auch so sein. Jeder Mensch darf fröhlich sein und schöne Dinge erleben.
Es ist wichtig, dass du dafür sorgst, dass du Auszeiten findest und du dich erholen kannst. Such dir gezielt Dinge, die dir Spaß machen. Triff dich mit Freund:innen und geh deinen Hobbies nach. Unternehmungen oder der Kontakt zu anderen Leuten können Pausen schaffen und dich, zumindest kurzzeitig, auf andere Gedanken bringen.
Mach dir einen Notfallplan!
Es ist wichtig, dass du im Notfall weißt, an wen du dich wenden kannst. Überlege dir, wem du vertraust, wer dir im Notfall weiterhelfen kann und lerne die Adresse und Telefonnummer dieser Person auswendig. Das kann zum Beispiel deine Oma sein, ein netter Nachbar, deine beste Freundin oder dein bester Freund. Es wäre gut, wenn du zu dieser Person jederzeit hingehen kannst, bei ihr etwas essen oder auch mal übernachten könntest. In der Online-Beratung können wir deinen persönlichen Notfallplan auch gemeinsam erstellen!
Bei akuter Gefahr kannst du natürlich auch die Polizei rufen (Tel.: 110). Vertrau auf dein Gefühl! Wenn du merkst, dass es brenzlig wird: hol dir Hilfe!
Spüre deine Grenzen und sag NEIN!
Wenn psychische Erkrankungen dazu führen, dass Eltern ihre Aufgaben nicht mehr erledigen, kann es dazu kommen, dass ihre Kinder diese Aufgaben für sie übernehmen. Dazu zählen zum Beispiel Aufgaben im Haushalt, wie kochen, einkaufen, putzen oder Wäsche waschen. Manchmal geht es auch darum den Eltern ganz viel zu zuhören oder sie zu trösten. Diese Übernahme von Sorge um die eigenen Eltern und Geschwister kann für Kinder ganz schön überfordernd sein. Sie haben ja selbst noch ihre Aufgaben, wie Schule, kleinere unterstützende Aufgaben im Haushalt und Hobbies, für die sie Zeit, Kraft und manchmal auch Unterstützung brauchen. All das führt häufig einer Überbelastung und macht auf Dauer krank. Deshalb ist es wichtig die eigenen Grenzen zu erspüren, "nein" zu sagen und sich von anderen Erwachsenen Unterstützung für die Aufgaben der Eltern zu suchen.
Gib die Hoffnung nicht auf!
Vielleicht ist die Lage zuhause so verzwickt, dass dir die Hoffnung verloren geht, dass es sich jemals ändern wird. Du bist vielleicht schon lange in der Situation, hast schon einiges ausprobiert und immer häufiger den Eindruck, dass einfach nichts hilft. Belastungen zuhause sind immer - egal wie groß und verzwickt sie einem erscheinen - veränderbar. Es gibt immer Wege, die du noch nicht ausprobiert hast. Um diese zu finden und auszuprobieren, braucht es häufig Unterstützung, Zeit und neue Energie. Zu wissen, wie man sich erholen kann und die Erfahrung, dass auch ganz schlechte Tage überstanden werden können, ist notwendig, um zuversichtlich zu bleiben. Das Wichtigste in solch hoffnungslosen Momenten ist, nicht ganz allein zu bleiben. Auch schwierige Lebenslagen können überstanden werden! Zusammen geht das besser als allein!
Sei stolz auf dich!
Wenn man schwere Zeiten durchsteht, entwickelt man nicht selten besondere Fähigkeiten. Du hast zum Beispiel schon ein besonderes Fingerspitzengefühl dafür entwickelt, wie man erkennt, dass es jemandem nicht gut geht. Du bist durch die herausfordernde Zeit vielleicht schon etwas selbstständiger geworden. Du hast gelernt, dass man Probleme häufig nicht allein lösen kann und dass es Hilfe gibt. Du hast dich informiert und so dein Wissen erweitert. Jeder Schritt, den du unternimmst, ist ein kleiner Erfolg. Darauf kannst du stolz sein!
Gib Verantwortung ab!
Erkenne, dass dein Tun und Handeln nichts mit der psychischen Erkrankung deiner Eltern zu tun hat. Du trägst keine Verantwortung für die Erkrankung deiner Eltern und du bist auch nicht der Grund dafür, dass sie krank sind. Informiere dich darüber, was eine psychische Erkrankung ist und wie sie entsteht. Du wirst sehen, dass du keine Schuld trägst. Achte darauf, wie es dir mit der Situation zuhause geht und höre und vertraue auf dich und deine Gefühle.
Vertraue auf Veränderung und bleib aktiv!
Es ist besser, aktiv zu sein und die Initiative zu ergreifen, als in Starre und Hilflosigkeit zu verfallen! Probiere neue, positive Dinge aus und vertraue darauf, dass sich schwierige Situationen verändern können. Vielleicht klappt nicht alles sofort und es braucht Zeit und mehrere Anläufe. Wichtig ist, dass du am Ball bleibst. Jeder Schritt bringt dich vorwärts.