WAS DU TUN KANNST

Was du tun kannst

Häufig fällt es Personen, die Gewalt erleben, schwer, sich dagegen zu wehren. Aus Angst vor noch schlimmeren Folgen oder aus Unwissenheit, wie man sich schützen kann. Wenn die Gewalt in der Familie auftritt, ist es oft noch schwerer. Aber es ist wichtig, etwas gegen die Gewalt zu unternehmen! Wir zeigen dir Strategien, wie du dich selbst schützen kannst und auch Möglichkeiten, wie du dir Hilfe holen kannst.

Eigene Strategien

Gefühlschaos verstehen

Viele Kinder, die Gewalt in ihrer Familie erleben, wissen oft gar nicht, dass ihnen Unrecht getan wird. Wenn du dir unsicher bist, ob du Gewalt erlebst, kann es dir helfen, dich bei uns und anderen Aufklärungsmöglichkeiten über die verschieden Formen von Gewalt und über deine Rechte zu informieren. Darüber Bescheid zu wissen, was du Zuhause erlebst, ist schon ein großer Schritt in Richtung Veränderung. Wenn du verwirrt bist, Angst hast, dich schuldig fühlst, dich schämst oder dich nicht geliebt von deinen Eltern fühlst, haben wir hier vielleicht einige hilfreiche Antworten für dich.

Sag NEIN!

Du darfst dich gegen die Gewalt, die dir angetan wird, wehren - sowohl gegen körperliche als auch gegen seelische Gewalt! Du darfst NEIN sagen und du darfst deinen Eltern sagen, dass sie dir das nicht antun dürfen. Vielleicht gibt es auch in deiner Nähe einen kostenlosen Selbstbehauptungs- oder Selbstverteidigungskurs? Dort kannst du lernen, deine Grenzen zu erkennen und zu schützen, dich selbstbewusst mit Worten zu verteidigen und dich im Notfall auch körperlich zu wehren.

Der Gewaltsituation entziehen!

Wenn du merkst, dass die Stimmung zuhause besonders angespannt ist oder sich vielleicht schon aggressiv anfühlt und du befürchtest, dass wieder etwas passieren wird, versuche dem zu entkommen. Wenn mögliche schließe dich in einem Zimmer ein oder verlasse das Haus. Gibt es einen Ort, wo du immer hingehen kannst und an dem du dich sicher fühlst?

Mach dir einen Notfallplan!

Wenn NEIN sagen und den Ort verlassen nicht ausreichen, brauchst du einen Notfallplan. Es ist wichtig, dass du im Notfall immer weißt, wen du anrufen kannst. Überlege dir, wem du vertraust, wer dir in einer solchen Situation weiterhelfen kann und lerne die Telefonnummer dieser Person auswendig. Das kann zum Beispiel deine Oma, eine nette Nachbarin oder dein:e beste:r Freund:in sein.

Vertraue auf jeden Fall deinem Gefühl! Wenn du merkst, dass es brenzlig wird, dann hol dir Hilfe und bring dich in Sicherheit!

Schöpfe Kraft!

Wenn die Situation zuhause so schlimm ist, ist es besonders wichtig, sich schöne Dinge zu suchen, die einem Spaß machen und bei denen es einem besser geht. Unternehmungen oder der Kontakt zu anderen Leuten können einen manchmal, zumindest kurzzeitig, auf andere Gedanken bringen. Es kann schwer sein, Fröhlichkeit zuzulassen, doch wenn es dir gelingt, kannst du daraus viel Kraft schöpfen. Vielleicht hast du auch schon eine besondere Fähigkeit entwickelt: ein Fingerspitzengefühl für Stimmungen und Gefühle anderer oder Selbstständigkeit und Kreativität?

 

Du bist nicht allein!

Suche dir Vertrauenspersonen

Gewalt in der Familie wird oft als ein Familiengeheimnis bewahrt. Es wird mit niemandem über die Situation zuhause gesprochen - häufig nicht einmal innerhalb der Familie. Wenn dich die Situation belastet und du das Bedürfnis hast, jemandem davon zu erzählen, musst du da nicht alleine durch! Es kann sehr hilfreich sein, sich jemandem anzuvertrauen. Andere an deinen Gefühlen teilnehmen zu lassen heißt nicht, dass du deine Familie hintergehst! Wer könnte deine Vertrauensperson werden? Vielleicht ein guter Freund oder eine Freundin? Aber auch die Unterstützung von einer erwachsenen Person ist wichtig. Vielleicht ein Elternteil aus deinem Bekanntenkreis, jemand aus deiner Verwandtschaft oder aus der Nachbarschaft? Vielleicht hast du eine:n Lehrer:in, den oder die du gerne magst? Wenn du dir unsicher bist, wem du vertrauen kannst, können wir in der Online-Beratung gemeinsam überlegen, wen du in deinem Umfeld ansprechen kannst.

Beratungsstellen

In jeder Stadt und in jedem Landkreis gibt es mindestens eine kostenlose Beratungsstelle, die für Kinder und Jugendliche mit familiären Konflikten und Schwierigkeiten zuständig ist. Diese heißen manchmal Kinder- und Jugendberatung, häufig aber auch Erziehungs- und Familienberatung. Es gibt auch Beratungsstellen, welche auf ein bestimmtes Thema spezialisiert sind, bspw. auf Gewalterfahrungen. Mithilfe unserer "Hilfe-vor-Ort"-Landkarte zeigen wir dir passende Beratungsstellen in deiner Nähe. Manchen Betroffenen fällt es leichter, sich erst einmal anonym bei einer Online-Beratung wie KidKit oder bei Hilfetelefonen wie der Nummer gegen Kummer (116111) zu melden. Das Prinzip ist aber immer das gleiche: alle Berater:innen möchten dir helfen und schauen mit dir gemeinsam, was du brauchst und was dir und deiner Familie vielleicht gut tut. Außerdem behalten alle Berater:innen das, was du ihnen erzählst, für sich. Manchmal Beratungsstellen bieten auch Gruppenkurse an, in denen du dich mit Gleichaltrigen austauschen kannst, die zuhause ähnliches erleben wie du.

Psychotherapie

In einer Psychotherapie geht es um dich! Dort kannst du in einem geschützten Raum all deine Gefühle und Gedanken besprechen, sortieren und verstehen. Das kann dir helfen, belastende Erfahrungen zu verarbeiten und psychische Schmerzen zu lindern. Eine psychotherapeutische Behandlung wird von der Krankenkasse bezahlt. Ab 15 Jahren kannst du diese ohne das Wissen deiner Eltern beantragen, davor benötigst du leider noch die Einverständniserklärung eines Elternteils. In unserer Online-Beratung beantworten wir dir gerne all deine Fragen dazu und unterstützen dich dabei, eine:n passende Psychotherapeut:in zu suchen.

Kinder- und Jugendnotdienst / Notunterkünfte

Wenn du dich zuhause nicht mehr sicher fühlst und nicht weißt, wohin du gehen sollst, weil du bspw. keine Vertrauensperson erreichst, kannst du auch in einer Notunterkunft Schutz finden. Dort arbeiten Sozialarbeiter:innen, die sich mit Situationen wie der deinen auskennen und dir die Unterstützung bieten können, die du brauchst. Am einfachsten findest du diese Notunterkünfte mithilfe des rund um die Uhr erreichbaren Notdienstes des Jugendamtes. Du kannst dort anonym anrufen und Minderjährige bekommen dort für bis zu drei Nächte anonym einen Schlafplatz. Die Nummer findest du, indem du "Kinder- und Jugendnotdienst" und deinen Wohnort eingibst. Wir helfen dir auch gerne in unserer Online-Beratung, für den Fall der Fälle eine geeignete Stelle für dich zu finden.

Polizei

Bei akuter Bedrohung kannst du natürlich auch jederzeit die Polizei rufen (Tel.: 110). Diese kann dir in einer Gefahrensituation Schutz bieten. Wenn du außerdem überlegst, eine Strafanzeige zu stellen, informiere dich, wenn möglich, vorher bei spezifischen Beratungsstellen über deine Rechte und die Abläufe der Ermittlung. Denn Ermittlungsverfahren können auch belastend für dich sein. Ist eine Anzeige einmal aufgegeben, kann diese nicht wieder zurückgenommen werden und die Polizei ist in der Pflicht, weiter zu ermitteln.

 

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